Gateway to the Arctic – VII

Der Klimawandel stellt eine der größten Herausforderungen des 21. Jahrhunderts für die Weltbevölkerung dar. Eine Herausforderung, deren Lösung alle akademischen Felder und Disziplinen betrifft und deshalb die Zusammenarbeit vieler Wissenschaftler aus unterschiedlichen Forschungsbereichen sowie den Austausch verschiedener Ansätze und Perspektiven erfordert. Im Rahmen der Klimawandeldebatten rückt auch die Arktis immer mehr in den Fokus. Zum einen hat sie einen großen, aber teilweise noch sehr unerforschten Einfluss auf das Weltklima, zum anderen sind hier die Folgen des Klimawandels schon besonders deutlich sichtbar. Die Arktis erwärmt sich mehr als doppelt so schnell wie der Rest der Welt. Experten gehen davon aus, dass als Folge dieser Erwärmung der Arktische Ozean in einigen Jahrzehnten im Sommer eisfrei sein wird. Dies beeinflusst mit hoher wahrscheinlich Prozesse auf der ganzen Welt, sondern hat insbesondere auch konkrete Konsequenzen für die Menschen, die in der Arktis leben.

„Gateway to the Arctic“ ist eine Workshopreihe, die sich genau mit dieser Thematik auseinandersetzt. Sie ist eine Kooperation vom Helmholtz-Forschungsverbund REKLIM, dem Alfred-Wegener-Institut Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung, insbesondere des Klimabüro für Polargebiete und Meeresspiegelanstieg und Universität de Versailles und wird gefördert von der Deutsch-Französischen Hochschule. Der Gateway-Workshop fand im Februar 2020 bereits zum siebten Mal statt. Der Workshop bietet angehenden und jungen Forschenden aus den Natur-, Geistes,- und Sozialwissenschaften, die ein Interesse an den zirkumpolaren Regionen haben, die Möglichkeit sich auszutauschen und voneinander zu lernen. Durch diesen transdisziplinären Ansatz soll der Austausch zwischen den Disziplinen, aber auch mögliche Kooperationen und neue Perspektiven gefördert werden, indem junge Wissenschaftler mit Forschungsbereichen und Perspektiven in Kontakt kommen, mit denen sie sonst wenig interagieren.

Partner der Workshopreihe in diesem Jahr war die Universität von den Färöer Inseln. Unter der Fragestellung „Leaving the beaten path- how can sustainable development be reconciled with environment protection and climate change?” wurden mit einem Fokus auf die Arktis und ganz besonders den Färöer-Inseln diskutiert, wie sich Klimaveränderungen auf das Leben auswirkt. Darüber hinaus wurden aber auch die Möglichkeiten diskutiert, die eine kleine Gesellschaft in der Innovation von nachhaltigen Entwicklungen hat. Die Universität der Färöer ist die einzige Universität auf den Färöer-Inseln und wurde 1965 gegründet. Die Lehre und die Forschung sind dabei sehr auf Inhalte spezialisiert, die für dir Färöer-Inseln relevant sind: Regionale Veränderungen durch den Klimawandel ist eines davon.

Der Direktor der Universität, Dr. Chic Collins erklärt, dass der Workshop der Universität der Färöer hilft, ihr internationales Netzwerk auszubauen: „Wir sind eine kleine Universität, die sehr auf die Bedürfnisse der Färöer-Inseln und deren Bevölkerung fokussiert ist. Antworten zu den Auswirkungen des Klimawandels auf unsere Region können wir nur finden, wenn wir international gut vernetzt sind und eine Verbindung zu den großen internationalen Debatten über die dringlichsten globalen Probleme haben und vor allem den Problemen, die sich auch in unserer Region bemerkbar machen.“ Auf den Färöer-Inseln sind dies zum Beispiel Fragen, wie sich der zunehmende Tourismus auf das Land und die Bevölkerung auswirkt oder wie die zunehmende Schadstoffbelastung der Ozeane den Fischfang und die Gesundheit der Bevölkerung beeinflussen.

Diese globalen Debatten wurden bereits am ersten Tag des dreitägigen Workshops in einer Reihe von Expertenvorträgen zu unterschiedlichen Themen angegangen. Diese reichten von Vorträgen im Bereich der Kulturgeschichte verschiedener nordischer Regionen, unter anderem auch den Färöer-Inseln, über politische Beziehungen und Wissenschaftsdiplomatie bis hin zu konkreten Auswirkungen des Klimawandels auf die arktischen Regionen (z. B. auf die Einwohner und das Ökosystem der arktischen Regionen). Die Vortragenden forschen in unterschiedlichen Bereichen von Geschichte über Kultur-, Literatur- und Politikwissenschaft bis zu Anthropologie und Klimawissenschaften, um nur ein paar Forschungsgebiete zu nennen.

Am zweiten Tag folgte eine Exkursion zu zwei Unternehmen der Färöer-Inseln, wobei der Themenfokus auf der nachhaltigen Entwicklung und deren Schwierigkeiten in der Umsetzung lag. Die erste Firma, Bakkafrost, ist einer der größten Produzenten von Lachs aus Aquakultur weltweit und der größte private Arbeitsgeber der Färöer-Inseln. Bakkafrost hat es sich selbst zum Ziel gemacht, nachhaltiger zu wirtschaften und so die natürlichen Ressourcen zu schonen. Die zweite Firma war SEV, der größte Energieversorger der Färöer-Inseln, die sich das ambitionierte Ziel gesteckt haben, bis 2030 die Stromversorgung der Inseln komplett aus erneuerbaren Energiequellen zu beziehen. Beide Firmen haben Konzepte, um in Zukunft ökologischer und nachhaltiger zu werden und ergreifen Maßnahmen, um diese Ziele zu erreichen. Wirtschaftliche Interessen stehen zwar klar im Vordergrund, dennoch sind beide Firmen ein Beispiel für Unternehmen, die ökologische und soziale Nachhaltigkeit als Teil ihrer Aufgabe verstehen.

An Tag drei des Workshops wurden in Gruppenarbeit konkrete Herausforderungen diskutiert, die durch den Klimawandel aber auch durch ein erhöhtes ökonomisches Interesse an den Regionen auf die arktischen Staaten zukommen. Hierzu wurde die Phineo Methode benutzt, eine Wirkungsanalyse, die eingesetzt wird, um Probleme besser zu verstehen und passende Lösungen zu finden. Der transdisziplinäre Ansatz der Workshopreihe ermöglichte hier nicht nur eine Vielfalt an Problemen zu identifizieren, sondern diese auch ganzheitlich und aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten. Auch die Problematiken der vorangegangenen Exkursion, nachhaltige Entwicklung und Wirtschaftsinteresse zu vereinen, wurde noch einmal ausführlich diskutiert und von den Färöer Forschern ins Verhältnis gesetzt. In diesem Teil des Workshops hatten die jungen Wissenschaftler die Gelegenheit, mit den Experten des Workshops auf Augenhöhe zu diskutieren und mit ihnen gemeinsam nach Problemlösungen zu suchen. Die Lösungsansätze, die während dieser Phase erarbeitet wurden, sollen in folgenden Workshops weiterentwickelt werden.

Innerhalb des dreitägigen Workshops wurden viele relevante Themen im Bezug auf die arktischen Regionen diskutiert, aber auch, wie die Zukunft von Forschung allgemein aussieht. Dazu gehörte unter anderem die Notwendigkeit, dass sich die Forschung ein Stück weit wieder von Spezialisierung entfernt und ein verstärkter, transdisziplinärer Austausch und Zusammenarbeit gefördert werden müssen, um einige der dringendsten Probleme lösen zu können. Die Verwirklichung transdisziplinärer Forschung, so produktiv sie auch sein mag, bringt jedoch auch zusätzliche Schwierigkeiten mit sich, so weit waren sich die Teilnehmenden einig. In dieser Hinsicht leistet „Gateway to the Arctic“ einen wichtigen Beitrag, den weniger etablierten Weg der transdisziplinären Zusammenarbeit zu ergründen und voranzutreiben. Der Leiter des REKLIM Verbunds, Dr. Klaus Grosfeld, bemerkte abschließend: „Den Dialog zwischen den verschiedenen Disziplinen herzustellen und ein holistischer, transdisziplinärer Ansatz wird unumgänglich sein, um Lösungen zur Schadensbegrenzung und Adaption als Antwort auf den Klimawandel zu finden. Durch den Workshop werden junge Wissenschaftler schon zum Beginn ihrer Karriere auf diesen Pfad gebracht, sich auch außerhalb ihrer Forschungsfelder zu bewegen und Probleme ganzheitlich zu betrachten.“ Aus der siebten Auflage der Workshopreihe gingen nicht nur neue Ideen hervor und Teilnehmende, die ein wenig mehr über neue Forschungsfelder und Forschungsansätze gelernt haben, sondern auch Inspiration für neue Kooperationen und Forschungsprojekte.

Weitere Informationen hier: www.gransking.fo/en/resources/news/workshop-on-arctic-issues-strengthened-cross-disciplinary-network/

Das Programm des dreitägigen Workshops erhalten Sie hier

Musikbeitrag der “Uummannaq Children's Home” von Nordwest Grönlands

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