Zwischen Klimawissen und Klimahandlung:

Zur Entwicklung lokaler und regionaler Aktionsgruppen für den Klimaschutz

Die Anpassung an den Klimawandel und seine Abmilderung stellen Gesellschaft, Politik, Wirtschaft und Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. So werden z.B. im Kontext von Weltklimakonferenzen unterschiedliche Klimaschutzprotokolle verhandelt und beschlossen, während seit mehreren Jahrzehnten das Intergovernmental Panel of Climate Change (IPCC) die weltweit betriebene Forschung zum Thema Klimawandel inhaltlich zusammenführt und in Empfehlungen für Regierungen und Politikprozesse übersetzt. Auf nationaler und regionaler Ebene findet sich gerade in Deutschland eine Vielzahl von unterschiedlichen politisch angestoßenen Maßnahmen und Prozessen, die von der regenerativen Energiegewinnung durch Solartechnologie über neue Konzepte der E-Mobilität bis hin zur isolierenden Begrünung von Hausdächern in Städten und Metropolen reichen. Jenseits dieser Maßnahmen stellt das Thema Klimawandel sowohl in unterschiedlichen Bildungseinrichtungen wie Universitäten, Schulen und einer Vielzahl von Ausbildungsgängen als auch in den Medien einen festen Bestandteil dar. Kurz, das Thema Klimawandel ist in aller Munde und das Wissen über ihn scheint gesamtgesellschaftlich etabliert sowie seine Existenz akzeptiert zu sein. Umso erstaunlicher ist es, dass dieses vermeintliche Wissen über den Klimawandel gesellschaftlich wie wirtschaftlich kaum zu einem klimafreundlichen Verhalten führt.
Ausgehend von diesem Paradoxon widmet sich das Forschungsprojekt „Vom Klimawissen zur Klimahandlung“ als Teil des Projektverbundes klimafit der Frage, warum das Wissen über den Klimawandel nicht zu einem klimafreundlichen Verhalten führt? Die Ergebnisse dieser Untersuchung fließen anschließend in den Kurs klimafit mit ein, um diesen so anpassen zu können, dass die Kursinhalte noch stärker zu einem klimafreundlichen Verhalten der Kurs-teilnehmenden führen. Durch das Kooperationsprojekt der Universität Hamburg „Vom Klimawissen zur Klimahandlung“ wird klimafit aus einer weiteren Perspektive beleuchtet und evaluiert. Um die Frage „Warum führt das Wissen über den Klimawandel nicht zu einem klimafreundlichen Verhalten?“ zu beantworten und die sozialen Bedingungen sowie Potenziale für ein klimaschützendes Handeln und Verhalten zu eruieren, werden die regional spezifischen Formen des soziokulturellen Klimawissens vor, während und nach dem Volkshochschulkurs klimafit zum Thema Klimawandel in Norddeutschland mit Hilfe von Interviews erhoben. Der Zielpunkt der Untersuchung besteht in einem ersten Schritt darin, neben der unterschiedlichen Strukturierung des Klimawissens auch dessen Veränderung durch die Unterrichtseinheiten zu analysieren und zu bewerten. In einem zweiten Schritt geht es dann auf der Grundlage des erhobenen sozialen Klimawissens darum, wie das Thema Klimaschutz regional und lokal so etabliert werden kann, dass Arbeits- und Aktionsgruppen z.B. in Form von Klimastammtischen entstehen, die sich sozial eingebettet diesem Thema praktisch annehmen. Hierfür werden mit Kursteilnehmenden und lokalen Interessensvertretern praxisnahe Realexperimente zu regional spezifischen Formen des Klimaschutzes durchgeführt, um zukünftige Arbeits- und Aktionsgruppen im Sinne des „empowerments“ (Selbstbemächtigung) dazu zu befähigen, Klimaschutz sozial eingebettet und regional angepasst auf den Weg zu bringen.

Ansprechpartner*innen:
Prof. Dr. Beate Ratter/Dr. Martin Döring
Institut für Geographie
Universität Hamburg
Bundesstraße 55
20146 Hamburg
Kontakt:
Beate.Ratter@uni-hamburg.de
Doering@metaphorik.de